Details
Der berühmte Evolutionsbiologe Stephen Jay Gould bemerkte einmal treffend: „Wenn man den Filmband des Lebens unter denselben Bedingungen zurückspulen könnte, würde die Evolution einen ganz anderen Verlauf nehmen, und der menschliche Geist würde nicht wieder entstehen, selbst wenn man dieses Band des Lebens tausendmal abspielen könnte.“ Im Gegensatz dazu schrieb sein zeitgenössischer Kollege Simon Conway Morris: „Konvergenz deutet auf die Existenz einer tieferen Struktur der Biologie hin … Die evolutionären Wege sind vielfältig, aber die Ziele sind begrenzt.“ Jahrzehnte nach dieser Kontroverse entdecken wir zunehmend, dass die Evolution tatsächlich ernsthafte Einschränkungen in ihren Freiheitsgraden aufweist – zumindest wenn es um das Gehirn und die Kognition geht. Nehmen wir nur einmal Folgendes: Menschenaffen wie Schimpansen verfügen über komplexe kognitive Fähigkeiten und ein Gehirn von ca. 400 g, das einen großen Neokortex umfasst. Im Vergleich dazu haben Vögel wie Rabenvögel und Papageien ein Gehirn von 3 bis 25 g und keinen Neokortex. Dies sollte es Vögeln unmöglich machen, hohe kognitive Fähigkeiten zu entwickeln. Studien der letzten zwei Jahrzehnte haben jedoch gezeigt, dass es keine einzige kognitive Fähigkeit von Schimpansen gibt, die nicht auch bei Rabenvögeln und Papageien nachgewiesen wurde. Und nicht nur das; auch die Mechanismen des Denkens sind absolut die gleichen. Wie ist das möglich? Diese Frage lässt mich nicht schlafen, weil sie grundlegende Annahmen über die Evolution und die neuronalen Grundlagen komplexer Kognition in Frage stellt. Inzwischen ist mir klar geworden, dass ich in die Tiefen der Evolution der Wirbeltiere zurückreisen muss, um Antworten zu finden. In diesem Vortrag geht es um diese Reise.
Die Veranstaltung findet online statt.
Der Link zum Seminar wird einige Tage vor der Veranstaltung zur Verfügung gestellt.
Flyer
Veranstalter
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)
Max-Dohrn-Straße 8-10
10589 Berlin
Deutschland
www.bfr.bund.de